Sensation: 17. Platz für Karl- Heinz Riegl beim Gobi March!

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http://www.4deserts.com/gobimarch/imagesnew/logo2.pngKarl- Heinz Riegl im ZielKarl- Heinz Riegl hat es geschafft: sieben lange, beschwerliche Tage auf sechs Etappen liegen hinter ihm. Ein großer Erfolg ist schon die Bewältigung der 250 Kilometer langen Strecke im Altai- Gebirge an der Grenze zu Kasachstan. Der 17. Gesamtrang mit einer Gesamtmarschdauer von 36 Stunden und 44 Minuten ist eine herausragende Leistung!

Wir gratulieren herzlich zu diesem außergewöhnlichen Erfolg und wünschen schon jetzt alles Gute für den Goretex Trans Alpin Anfang September!

HIER gibt es alle Informationen zum Marsch, und beim Klick auf "Weiterlesen" folgt der Bericht von Karl- Heinz Riegl!

Gobi March 2014 – a 250 km self-supported foot race…… so simpel klangen die Lockrufe für mein nächstes Laufprojekt.

Also gesagt getan, angemeldet, Trainingsplan entworfen und los ging‘s am 20. Dezember 2013 mit den Vorbereitungen. Mit wöchentlich sich steigernden Trainingseinheiten (ca. 100km /Woche Lauftraining) machte ich in den darauffolgenden Wochen und Monaten unseren Wienerwald unsicher. Gut vorbereitet, voll motiviert und mit 2500 km in den Beinen trat ich am 27. Mai die Flugreise nach China an.

Nach einigen, ganz normalen Hindernissen, erreichte ich die Provinz Xingjang, die Stadt Bole an der Grenze zu Kasachstan. Die Temperaturen waren, ganz der Wüste entsprechend, 36-38 Grad. Da ich drei Tage vorher angereist war, konnte ich mich auch etwas an die hohe Lage der Örtlichkeit – 1500 m – gewöhnen. Doch wie es meistens passiert, kommt es anders als man denkt: eine Schlechtwetterfront, mit Abkühlung auf 18 Grad, verhieß nur anfangs gutes Laufwetter. Nach dem 3-stündigenTransfer mit dem Autobus war unser Camp für die erste Nacht erreicht.

Karl- Heinz Riegl in der Wüste GobiSonntag, 1. Juni, 08:00 Start, war die offizielle Vorgabe: endlich war die Nervosität gebrochen und es konnte losgehen. Das anfänglich hohe Tempo riss mich erwartungsgemäß wieder einmal mit. Nach ca. 15 km nahm ich Tempo raus und horchte in meinen Körper, um meine Pace anzupassen. Ein wunderschönes Hochplateau lud zum flotten Laufen ein. Der Rucksack war mit 11,15 kg etwas schwerer ausgefallen als geplant, dafür war aber einiges an bissfesten Leckerbissen dabei. 2000 Kalorien pro Tag war die Mindestanforderung der Veranstalter, natürlich viel zu wenig für die kommenden Tage. Die erste Tagesetappe mit 50 km verlief ausgezeichnet und ich war vollkommen überrascht, mich am 12. Platz wiederzufinden.

Der zweite Tag verlief ähnlich und es ging in das Bergland auf eine 40 km lange Tagesetappe mit Steinen, ausgetrockneten Flussläufen und herrlichen Wiesen, bis auf 2000 m Seehöhe. Meine Beine spielten ausgezeichnet mit und so konnte ich meine Platzierung halten. Schön langsam machte sich die Hoffnung für ein sehr erfolgreiches Ergebnis breit! Doch der dritte Tag, eine 50 km-Etappe über ein Bergmassiv, bis in Höhen von 2400 m hatte es in sich: Temperatursturz bis auf null, manchmal minus 2 Grad, Sturm mit an die 50 km/h, wie immer von der falschen Seite, Regenschauer und zu guter Letzt ein Hagelschauer, der es in sich hatte. Trotz vorsorglicher Bekleidung waren die Beine unterhalb der Knie nur mehr zu erahnen. Die Finger waren so unterkühlt, dass es unmöglich war, irgendein Nahrungspackerl aufzureißen, geschweige denn, einen Zippverschluss zu betätigen. Um die Route, die mit rosa Fähnchen ausgesteckt war, nicht zu verlieren, wurde die nun folgende Streckenfindung zum symbiotischen Paarlauf mit einem anderen Mitstreiter. Nach ca. 25 km, beim dritten Kontrollpunkt, kamen die erlösenden Worte der Rennleitung: „The race is cancelled for today!“ Es war zu gefährlich geworden. Es wurde ein Notbiwak in einem Jurtendorf errichtet und wir konnten am Lagerfeuer unsere „abhanden gekommenen“ Gliedmaßen wieder für uns entdecken. Es wurde am nächsten Tag die Etappe um 8,5 km, auf knappe 50 km verlängert.

Nach anfänglichem guten Tempo merkte ich, dass ich mich doch im Hagelschauer verkühlt hatte. Magen- und Darmprobleme waren die Folge. Daher entschloss ich mich, nicht mehr im „Plan“ weiter zu laufen, sondern mit hinhaltendem Widerstand. Das kostete zwar etwas Zeit, sollte aber dem Körper die Möglichkeit für eine Erholung geben, denn am nächsten Tag stand die Königsetappe mit 72 km, einer Passüberquerung auf 2875 m und insgesamt 2200 zu laufenden Höhenmetern auf dem Programm.

Karl- Heinz Riegl in der Wüste GobiNach dem Start erfolgte ein 35 km langer Anstieg bis zur Passhöhe, wo ich die volle Wucht der Verkühlung, die Beeinträchtigung durch die große Höhe und natürlich des unwegsamen Terrains, voll zu spüren bekam. Trotz Laufen, Route finden, Essen, Trinken, Rasten, Essen, Trinken, wieder Trinken, Salztabletten zu mir nehmen, hatte ich ja nichts zu tun. Die bösen Krämpfe im Genick waren auf die Dehydrierung zurückzuführen. Doch nach Überwinden des Bergmassivs ging es wieder recht flott und energiesparend Richtung Tal, wo ich nach 12 Stunden und 8 Minuten, kurz vor Einbruch der Dunkelheit, bei minus 2 Grad das Ziel erreichte. Dadurch hatte ich mir den nächsten Tag „freigelaufen“. An diesem Tag wurde nur gegessen, getrunken, notwendige Medizin genommen und geschlafen, geschlafen und wieder geschlafen. So hoffte ich, ein kurzfristiges Aufbäumen meines Körpers für den letzten Tag, mit nur 14 km zu erreichen. Nun auf den 17. Platz zurückgefallen, richtete ich mein Augenmerk nur mehr auf den direkten Konkurrenten hinter mir.

Da ich einen entsprechend sicheren Zeitpolster hatte, ging ich das Ganze recht locker an, obwohl ich noch nie im Leben so lange 14 km gelaufen bin. Nach ca. 8 km fühlten sich meine Beine wie Blei an und beim Atmen begann ich zu hyperventilieren. Doch als ich den letzten Hügel umrundete und das Ziel sehen konnte, war alles vergessen und ich konnte noch ins Ziel sprinten, wo dann die ganze Last dieses Wettkampfes von mir abfiel und ich überglücklich und vollkommen ausgelaugt mehrere Dosen Cola genüsslich in mich hineinschlürfte. Ab da war Folklore – Essen – Folklore – Essen – Essen – angesagt. Und ich esse bis heute noch meine 4000 Kalorien täglich, um meine 7 kg, die ich verloren habe, wieder zurückzubekommen. Jetzt sind 2-3 Wochen Regeneration angesagt und dann beginnt das Training für den Trans Alpin Lauf Anfang September!